Geschichtsträchtige Insel mit wenig Aufarbeitung
von Julia Prudzynska
Tasmanien ist als größte Sträflingskolonie Australiens berühmt-berüchtigt geworden. Zwischen 1803 und 1853 wurden etwa 75.000 Gefangene nach Tasmanien deportiert.
"Black War" auf Tasmanien
Dabei geht die Geschichte der Insel weit über die Geschichtsschreibung der weißen Siedler hinaus. Wie Madley* in seinem Artikel schreibt, fanden 1803 die britischen Siedler 4.000 - 15.000 (die genaue Zahl ist nicht bekannt) Aborigenies auf Tasmanien vor, die dort seit Jahrhunderten gelebt hatten. Doch schon 1876 lebten nur noch aborigene Menschen, die teilweise aborigene, teilweise weiße Vorfahren hatten. Die Mehrheit der Ureinwohner war an den Krankheiten der Europäer gestorben oder im Kampf um ihr Land getötet worden.
Seit über 170 Jahren wird immer wieder diskutiert, wer oder was für diese tragische Entwicklung verantwortlich ist. Der Artikel "Reconciliation in Tasmania: War, Memory and Empathy" von Nicholas Clements ist sehr empfehlenswert, denn er beleuchtet die Schwierigkeit, die damalige, vielschichtige Welt in Schwarz und Weiß zu unterteilen.
Als Grundlage für eine geschichtliche Aufarbeitung der Geschehnisse auf Tasmanien sieht er die offizielle Anerkennung des "Black War" und Empathie beider Seiten. Denn die Sträflinge waren nicht zwingend wegen Mordes verurteilt und nach Australien verbannt wurden, und doch mussten sie sich an den Gewaltakten gegen die Ureinwohner Tasmaniens beteiligen und wurden somit zu Mördern. Sie töteten im Auftrag der Kolonialisten und starben auf fremder Erde.
© Fotos: Port Arthur Historic Site
Rigorose Besiedlung zum hohen Preis
Warum diese Rigorosität der britischen Siedler? Tasmaniens isolierte Lage eignete sich perfekt als Sträflingskolonie. Das Sicherungssystem war so ausgeklügelt, dass nur einer Handvoll Sträflingen die Flucht aus dem Gefängnis gelang und es somit als Erfolg gewertet wurde.
Geschlossen wurde das Gefängnis erst 1877. Danach wurden die Gebäude noch einige Jahre als Pflegeanstalt für kranke und verwundete Häftlinge benutzt. Die Folge verheerender Buschfeuer war die teilweise Zerstörung der Bausubstanz. In den kommenden Jahren verfielen sie weiter und das Gelände wurden von der Natur zurückerobert.
Port Arthur heute
Schon bald nach der Schließung des Gefängnisses wurde es zu einem nachgefragten Ziel von Ausflügen. Das Grauen der Vergangenheit und die sich langsam wieder einschleichende Natur war ein Kontrast, der viele anzog.
Seit 1987 kümmert sich die Port Arthur Historic Site Management Authority um den Erhalt und die Öffnung des Geländes für die Öffentlichkeit. Die tasmanische Regierung fördert und unterstützt diesen Einsatz. Einige Gebäude wurden wieder vom natürlichen Bewuchs freigelegt und zum Teil restauriert.
Bis heute bilden die etwa 60 Gebäude in der trügerisch malerischen Landschaft eines der Haupttouristenziele Tasmaniens. Die Mischung aus Schönheit und Horror wühlt die Besucher auf und regt zum Nachdenken an.
© Fotos: Tourism Tasmania / Adrian Cook; Tourism Australia
Mit dem Site Entry Pass kann man das Zuchthaus, das Seperate Prison, die Werft, sowie das Gelände besichtigen. Das Gelände ist zwischen 9.00 Uhr und der Abenddämmerung zugänglich. Das Besucherzentrum ist bis zum Ende der letzten Tour geöffnet. Die Gebäude auf dem Gelände können zwischen 10.00 Uhr und 17.00 Uhr besichtigt werden.
Es werden außerdem verschiedene geführte Touren angeboten, so zum Beispiel zur Insel der Toten, auf der mehr als 1.000 Kolonialisten, freie Siedler wie auch Sträflinge, beigesetzt wurden. Eine ganz besondere Atmosphäre kommt bei den täglichen Geistertouren auf, die seit über 20 Jahren veranstaltet werden.
Infos & Links
- Insel der Toten Tour (4x täglich)
- Ghost Tour (Mittwoch - Samstag)
- Escape from Port Arthur (1x täglich)
Unsere Tour-Vorschläge für die
Tasman Peninsula & Port Arthur (*)
Der obige Link ist ein Partner-Link (*); du verlässt die Reisebine-Webseite - mehr Infos ganz unten
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