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    Inlander© Foto: Sabrina Schaller

    "The Inlander" - Unterwegs mit Locals

    Ein Stück australische Realität im Outback von Queensland erleben

    Reportage von Sabrina Schaller


    Der Inlander: Unaufdringlich und authentisch

    Zugegeben: Auf Touristen ist der Zug „The Inlander“ nicht zugeschnitten und wird von Queensland Rail viel weniger beworben als der bekanntere Spirit of the Outback“.

    Eher unbemerkt fährt der Zug zweimal die Woche seine 21-stündige Route von Townsville an der Ostküste in die 900 km entfernte Bergbaustadt Mount Isa. Angeblich sollte er zeitweilig sogar ganz aus dem Betrieb genommen werden – ein „sehr politischer Zug“, wie mir der Schaffner unterwegs erzählt.

    Aber gerade deswegen ist eine Fahrt mit dem Inlander für Ausländer um so interessanter. Eben weil dem Zug und seiner Route kein bestimmtes Image aufgedrückt wird, hat man die Chance, eine sehr authentische Seite Australiens zu entdecken. Bergbau und Landwirtschaft im Hinterland von Queensland zählen zu den wichtigsten Industriezweigen des Staates und das inmitten der spektakulären Selwyn Ranges gelegene Mount Isa bildet das Zentrum dieser Wirtschaftsregion. Den meisten ausländischen Besuchern bleibt diese bedeutende Seite Australiens verborgen.

    Wer es dennoch wagt vom üblichen Touristenpfad abzuweichen und in den Inlander zu steigen, den fährt der Zug entlang des geschichtsträchtigen „Overlander’s Way“/ Flinders Highway direkt ins Herz des Kontinents.

    Schon vor hundert Jahren trieben die Viehtreiber ihre Herden auf diesem Weg vom tiefsten Inland des Northern Territory an die Küste. Das Flair dieser alten Tage umgibt auch heute noch die malerischen Outback-Dörfer, welche der Zug durchquert. Nicht zu vergessen die spektakuläre Natur Australiens, die sich unterwegs bewundern lässt: endlose Ebenen, Felsschluchten, Bergzüge; und mit ein wenig Glück entdeckt man Kängurus, Emus und andere Wildtiere.
     

    Der Inlander – vor allem ein Zug für „locals“ 

    Touristen verirren sich eher selten auf den Inlander – und wenn, dann handelt es sich vor allem um Backpacker, die auf einen gut bezahlten Job in Mount Isa hoffen. Die meiste Zeit transportiert der Zug „locals“, darunter vor allem Schulkinder der Boarding Schools an der Ostküste, die über die Ferien heimfahren.

    Mein Sitzabteil habe ich lediglich mit einer Handvoll anderer Passagiere geteilt. Unangenehm ist das nicht. Ein Großteil der Fahrt verläuft bei Nacht und wer schon einmal in einem der überfüllten Züge zwischen Cairns und Sydney gesessen hat, wird die Ruhe an Bord des Inlander zu schätzen wissen.
     

    Inlander3-600

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    Laut Schaffner schwanken die Passagierzahlen aber sehr stark – für die Rückfahrt nach Townsville wurden angeblich sehr viel mehr Tickets verkauft. Die meisten Personen transportiert der Zug im australischen Winter zwischen April und September, wenn die Temperaturen im Outback moderater sind.
     

    „Praktische Schlichtheit“ statt Deko-Protz

    Entsprechend seiner geringeren Passagierzahl ist der Inlander auffallend kürzer als die meisten anderen australischen Züge. Eine nostalgische Einrichtung oder Deko, an der sich insbesondere Touristen ergötzen könnten, sucht man vergeblich. 
    Es gibt nur einen Speisewagen, in dem Snacks, Erfrischungen und größere Mahlzeiten verkauft werden. Die Sitzgelegenheiten dort sind aber gemütlich und sehr sauber gehalten.
     

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    Ich persönlich habe den Inlander als angenehm unaufdringlich empfunden. Selbst das Personal wirkt „nüchterner“, was aber keinesfalls mit unfreundlich gleichgesetzt werden darf, im Gegenteil. Der Inlander ist einfach ein praktischer Zug, der seine Aufgabe „ohne viel Schnickschnack“ erfüllt.
     

    Reiseoptionen

    Es gibt nur eine Klasse im Inlander, die Economy Class. Schlafwagen gibt es seit 2015 nicht mehr.

    Die Sitze sind groß und geräumig, bieten ausreichend Beinfreiheit und liegen in Fahrtrichtung. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil für Sparfüchse, die trotzdem einigermaßen gemütlich reisen wollen: Es gibt keine Mittellehne zwischen zwei Sitzen, so dass man die Nacht sehr bequem im Liegen verbringen kann (Tipp: aufblasbares Kissen mitbringen). Voraussetzung ist natürlich, dass der Nachbarsitz frei bleibt, wofür die Chancen aber wegen der erwähnten geringeren Passagierzahl gut stehen. 
    Alle Sitze haben Leselicht, eine verstellbare Rückenlehne, Klapptische und Gepäckfächer. Am Ende jedes Wagens gibt es eine Toilette.
     

    Pflicht für Outback-Abenteurer: ein Stopp in einem der historischen Dörfer

    Wer sich für eine Fahrt mit dem Inlander entscheidet, sollte unbedingt in einem der Outback-Dörfer Halt machen. Als Zwischenstation empfiehlt sich beispielsweise die 130 km von Townsville gelegene ehemalige Goldgräberstadt Charters Towers. Der Spitzname „The World“ aus den Zeiten des Goldbooms mag nicht mehr ganz aktuell sein und die zweitgrößte Stadt in Queensland ist Charters Towers sicher auch nicht mehr. Ich wurde sogar als einziger aussteigender Passagier vom Schaffner persönlich abgeholt, damit ich den Stopp nicht verpasse (denn „no one gets off in Charters Towers“, so die nüchterne Antwort auf meine Nachfrage).
     

    TQLD-ChartersTowers-800© Foto: Tourism & Events Queensland

    Aber wer sich davon nicht abschrecken lässt, entdeckt nicht nur wunderschöne historische Gebäude und die liebenswerte Outback- Goldgräber-Atmosphäre von Charters Towers. Ich habe außerdem Bekanntschaft mit den unglaublich freundlichen Landmenschen machen dürfen, die jedem hilflos dreinblickenden Touristen sofort mit einem aufmunternden „Ya alright there, mate?“ zur Seite stehen. Zugleich fühlt man sich hier (noch) nicht „in the middle of nowhere“: neben bekannten Supermarktketten bietet die Shoppingmeile kleine charmante Geschäfte und Second-Hand-Läden, in denen man wahre Schätze finden kann.

    Unter den zahlreichen Unterkunftsmöglichkeiten empfehle ich das „Royal Private Hotel“. Ein Einzelzimmer ist nicht nur schon ab 75 AUD zu haben, man fühlt sich in dem wunderschönen historischen Gebäude auch wie in die Zeit des Goldrausches zurückversetzt. Aber auch den übrigen weiter westlich gelegenen Dörfern Torrens Creek, Hughenden, Richmond, Julia Creek oder Cloncurry mangelt es nicht an Sehenswürdigkeiten, Parks und Panorama-Aussichtspunkten.
     

    Endstation Mount Isa – eine Oase mitten im Outback

    „The Isa“, wie die Stadt von ihren Einwohnern auch liebevoll genannt wird, ist weder Touristenmekka noch Shoppingparadies – und möchte das auch gar nicht sein. Historische Fassaden und Gebäude findet man hier nicht. Mount Isa ist vor allem das Zuhause von Australiern und Ausländern, die wegen gut bezahlter Jobs im Minengeschäft hier sind.

    Entsprechend war auch die Stimmung in meinem Hostel – partyfreudige Backpacker findet man (zum Glück) woanders. In Mount Isa lernt man stattdessen auf unverfälschte Weise die nüchterne Atmosphäre einer Minenstadt und einen bedeutenden Teil der australischen Wirtschaft kennen. Oder wie man hier sagt: „You’re not a real Aussie ‚till you’ve been to the Isa.“ Was nicht bedeutet, dass man auf touristisches Sightseeing verzichten müsste.
     

    SS-MoutIsa1-600

     

    Im „Outback at Isa“-Zentrum findet man Informationen und eine Galerie  zu Geschichte und Entwicklung der Stadt und kann auf einer Tour hautnah die Tiefen der unterirdischen „Hard Times Mine“ erleben. Wer kann, sollte im August nach Mount Isa reisen: Dann findet hier das jährliche Mount Isa Rotary Rodeo statt, welches die Stadt in einen Festplatz mit Country Music, Live Entertainment und Tausenden Besuchern verwandelt.
     

    Mit dem Inlander bequem das australischen Outback bis zum Uluru überbrücken 

    Wem das nicht genug Gründe für eine Fahrt mit dem Inlander sind, der sollte noch einen praktischen Vorteil im Hinterkopf behalten: der Zug bildet eine ideale Verkehrsverbindung von der Ostküste zum Roten Zentrum des Kontinents, einer Pflichtstation für jeden Australienbesucher. Denn hier liegt DAS Symbol für Australien überhaupt: der weltberühmte Ayers Rock.

    Von Mount Isa fahren regelmäßig Greyhound Busse ins 600 km weiter westlich gelegene Tennant Creek und weiter bis nach Alice Springs oder auch in den Norden nach Darwin.
    Einziges Manko: Die Abfahrts- und Ankunftszeiten der Busse sind sehr ungünstig, da sie nicht auf kleine Outback- Dörfer wie Tennant Creek zugeschnitten sind. Auch der Bahnhof liegt 6 km außerhalb vom Zentrum. Etwas Planung und Absprache mit der lokalen Unterkunft sind also essentiell, gerade wenn man alleine reist.

    Ich persönlich würde mich wieder für diesen Weg entscheiden: erst im wirklich abgeschiedenen Tennant Creek hat für mich das Abenteuer richtig angefangen, denn in keinem anderen Ort in Australien war das „Outback-Feeling“ so stark wie hier. Allein die Fahrt mit dem Greyhound-Bus über holprige Landstraßen mit der Silhouette der australischen Steppenlandschaft vor dem Nachthorizont wird man nicht vergessen. Ein Flug von der Ostküste zum Uluru mag schneller sein – den australischen Kontinent lernt man so aber nicht kennen.

    Wer sich wie ich für diese spannende Route entscheidet, bekommt nicht nur einen realen Einblick in einen weniger sichtbaren aber um so wichtigeren Teil Australiens und das Leben im Outback, sondern darf sich auch auf sehr gastfreundliche Aussies vom Land freuen. Oder wie man hier so schön sagt: “You haven’t seen Australia until you’ve been to the Outback.” Und es sind ja gerade solche abenteuerlichen Abstecher, welche die eigene Reise besonders und unvergesslich machen. Ich persönlich bin sehr glücklich, diesen Weg gegangen zu sein und kann ihn nur weiter empfehlen.


    © Fotos: Great Southern Rail (oben), Sabrina Schaller; Tourism Queensland (Charters Towers)

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