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    Big Red

    Die Durchquerung der Simpson Desert

    Reportage von Claudia Janssen
     

    Die Simpson Desert bietet dem Allradfahrer einen abenteuerlichen Wildnistrip im Herzen des Roten Kontinents. Hunderte von zum Teil sehr hohen Sanddünen, deren Farben von tiefrot bis hellbraun reichen, sind zu überqueren.
    Deshalb gilt der Track als einer der Traumrouten in Australien. Der sogenannte "French Line Track" (siehe Landkarte rechts) ist die kürzeste, jedoch auch die schwierigste Route durch dieses Gebiet.

    Es ist Mitte November, als wir nach vielen Tagen Fahrt unser Ziel, die Outbacksiedlung Birdsville und somit den Ausgangspunkt für unsere Simpson Desert Durchquerung erreichen.

    Nachdem wir am schönen, direkt am Diamantina River gelegenen Caravan Park eingecheckt haben, machen wir uns auf den Weg zum bekannten Birdsville Hotel, wo wir hervorragendes Essen und ein kühles Bier genießen.
    Der einst wesentlich größere Ort in der Mitte des Outback beherbergt heute noch ungefähr 130 Einwohner und bekommt durch den Outbacktourismus, vor allem in den kühleren Wintermonaten, wieder ein wenig neues Leben eingehaucht.
     

    Outback© Foto: Tourism Australia

    1. Tag

    Nachdem die Sonne aufgegangen ist, wird es schnell sehr heiß und wir müssen auch die nächsten Tage mit 38 bis 40 Grad im Schatten zurechtkommen.
    Schnell statten wir dem Ranger und dem Polizisten noch einen Besuch ab und mieten uns ein Satellitentelefon, welches vor allem für diese Jahreszeit sehr wichtig ist, da wir nicht mehr viele Autos treffen werden.

    Der Polizist erzählt uns, dass er hier mit seiner ganzen Familie lebt, was meinen Begleiter Peter dazu veranlasst auszurufen "was für ein herrlicher Platz, um Kinder aufzuziehen".
    Ich befürchte schon, der Ordnungshüter könnte das falsch auffassen, doch er stimmt nur begeistert zu.

    Nach einer letzten kalten Cola in der Bar des Hotels begeben wir uns auf westlichen Kurs und stehen nach 40 Kilometern vor der ersten roten Sanddüne, die schon recht beeindruckend wirkt.
    Ich reduziere den Reifendruck und Peter, der sich die nächsten Tage damit abfinden muss, auf den Beifahrersitz verdammt zu sein, kraxelt, mit diversen Kameras bewaffnet, in der größten Mittagshitze zu Fuß die Düne hinauf, um die Erstbefahrung zu dokumentieren. Es werden noch reichlich Gelegenheiten folgen, denn vor uns liegen weitere 600 bis 700 Dünen.
    Überraschenderweise gibt es keine Probleme und wir rollen erleichtert auf der anderen Seite wieder hinunter.
     

    Outback© Foto: Tourism Australia

    Weiter geht es ein paar Kilometer über eine Lehmpfanne bis wir unvermittelt vor einer weiteren, noch größeren Düne stehen. Mit Schwung setzen wir zur Überquerung an, doch schon auf halber Stecke ist Schluss, wir schaffen es nicht.
    Ich fahre ganz langsam rückwärts hinunter und mit wesentlich mehr Anlauf klappt es diesmal.

    An diesem Tag gibt es keine weiteren Probleme und gegen 17 Uhr schlagen wir unweit des Tracks unser Camp auf. Der Wind bläst sehr kräftig, was die in Massen auftretenden Fliegenschwärme nicht daran hindert, uns in Ohren und Augen zu kriechen.
    Peter erlebt solch einen massiven Angriff das erste Mal, was ihn dazu veranlasst, mitsamt seinem Essen genervt ins Zelt zu fliehen. Ich mampfe wesentlich schneller als gewöhnlich und fische reichlich Fliegenleichen aus der Sauce. Das ist Outback.

    Später schläft der Wind ganz ein. Was für ein Segen, dass die kleinen Quälgeister nach Sonnenuntergang verschwinden und erst am Morgen wieder auftauchen.
    Diese Stunden, versüßt mit einem kühlen Bier und dem Blick auf den unvergleichlichen Sternenhimmel gerichtet, ist die schönste und entspannendste Zeit des Tages.

    2. Tag

    Um 6 Uhr sind wir und unsere lästigen Begleiter wieder munter und die erste Aufgabe des Tages ist es, eine Fahne am Wagen anzubringen, damit uns entgegenkommende Autos auf der teils unübersichtlichen, einspurigen Piste rechtzeitig erkennen können.
    An den hohen Dünenkämmen hat man kurzzeitig keine Möglichkeit, auf die andere Seite zu schauen, sodass wir uns fragen, ob es nicht schon mal zum einen oder anderen Zusammenstoß gekommen ist.
     

    Simpson Desert© Foto: Tourism Australia

     
    Wir setzen unseren Weg jetzt Schwarz/Rot/Gold ausgeflaggt fort und am späten Vormittag erreichen wir Poppel Corner, welches durch Grenzpfosten das Dreiländereck Northern Territory, Queensland und Südaustralien markiert.

    Ab hier treffen wir auf viele harmlos aussehende kleinere Dünen, die sich jedoch als äußerst tückisch und anspruchsvoll erweisen.
    Oftmals ist eine Seite des Tracks tief ausgeweht und die andere Seite hoch mit Sand gefüllt und es gibt viele hinterlistige, kurze Kurven, sodass wir uns wie auf einer Achterbahn vorkommen. Hoch konzentriert muss ich versuchen, die Geschwindigkeit möglichst gut anzupassen. Fahre ich zu schnell, könnten wir umkippen, aus der Spur geraten oder zu schnell über einen Dünenkamm fliegen, um dann auf der anderen Seite eine Bruchlandung zu machen. Fahre ich zu langsam, könnten wir steckenbleiben und nicht mehr herauskommen.
    Als wir um eine dieser engen, ausgewehten Kurven fahren, kippt der Wagen seitwärts gegen einen Strauch, sodass der Seitenspiegel einklappt und einen kurzen Moment denke ich: "Das war's! Jetzt liegen wir gleich auf der Seite wie ein strampelnder Käfer."
    Doch alles geht gut und die Schrecksekunde ist schnell vorüber.

    Eine weitere aufregende Stunde treibt meinen Adrenalinspiegel bis zum Anschlag und als das Schlimmste überstanden scheint, steige ich mit zitternden Knien und hochrotem Kopf aus dem Wagen, um ein wenig zur Ruhe zu kommen.
     

    Oodnadatta Track© Foto: Tourism Australia

     
    Wir staunen nicht schlecht, als uns am Nachmittag zwei zusammengehörige Autos entgegenkommen. Die Wagen sind mit jeweils 4 Männern besetzt und wir tauschen kurz Infos über die Strecke aus.
    Wie es scheint, liegt das Schlimmste schon hinter uns, doch eine halbe Stunde später werden wir eines Besseren belehrt.
    Vor uns ragt eine gigantisch hohe, langgezogene Düne auf, das Ende ist kaum sichtbar. Unglücklicherweise führen drei verschiedene Spuren hinauf und nach kurzer Diskussion, entscheiden wir uns für die Linke.

    Mit viel Anlauf kriechen wir langsam hinauf. Als am oberen Drittel eine nicht vorhersehbare scharfe Kurve auftaucht, ist dies das Ende des Aufstiegs. Wir schleudern um die Ecke, doch der tiefe Sand nimmt uns den benötigten Schwung und wir kommen zum Stillstand. Ich lasse Beifahrer und Kameras zurück und krieche das ganze Ende rückwärts wieder hinunter.
    Nun versuche ich es mit noch mehr Anlauf auf der mittleren Spur, schaffe es jedoch wieder nur zu zwei Drittel. Einen letzten Versuch will ich noch machen, ansonsten vertagen wir dieses Problem auf den nächsten Tag. Mit einem riesigen Anlauf und der Motordrehzahl nah am Limit schaffe ich es.
    Der Jubel ist groß, hält aber nicht lange an, da die folgende Düne ein ähnliches Kaliber hat. Das ganze Spielchen wiederholt sich noch einmal bis wir endlich glücklich und müde unser Camp aufschlagen.

    3. Tag

    Auch der nächste Tag bietet viele aufregende Momente und ist wieder sehr heiß. Über endlose Dünen bewegen wir uns langsam aber stetig Richtung Westen.

    Die Simpson Desert, die mehr als 170tausend Quadratkilometer umfasst, bietet eine der schönsten und aufregendsten Touren, die man auf dem Australischen Kontinent machen kann, ein gut ausgerüstetes Allradfahrzeug und Erfahrung mit derartig anspruchsvollen Pisten vorausgesetzt.

    Der French Line Track, auf dem wir uns befinden, gilt wegen seiner vielen, hohen Dünen als der Schwierigste und wurde neben einigen anderen Tracks in den sechziger Jahren von Firmen, die nach Öl- und Gasvorkommen suchten, angelegt.
    Die Sanddünen verlaufen parallel von Nord/ Nordwest nach Süd/Südost, wobei sie eine Gesamtlänge von bis zu 80 Km erreichen.
    Dies macht die Simpson Desert zum größten, parallel verlaufenden Sand/Halbwüstensystem der Welt.
    Der größte Teil ist heute Schutzgebiet und so geht es weiter über endlos scheinende Dünenkämme, wobei jede höhere der Dünen neu taxiert werden muss, um den richtigen Gang und Geschwindigkeit zu wählen.

    An den aufgewehten Dünen lehnt sich mein Beifahrer möglichst hoch aus dem Sitz um einen frühen Blick auf die andere Seite werfen zu können und mir in etwa die Richtung zu weisen, in die ich lenken muss, da für mich oftmals nur der Kühler des Wagens und der Himmel zu sehen ist, bevor wir mit einem Rums, wenn das Auto mit dem Unterboden auf den Sand knallt, auf der anderen Seite des Kamms landen. Ich bin jetzt richtig auf den Geschmack gekommen und es könnte noch lange so weitergehen.
     

    Outback© Foto: Tourism & Events Queensland

     
    Viel zu schnell und unerwartet treffen wir auf Wonga Corner, die letzte Düne liegt hinter uns.
    Wir pumpen die Reifen wieder auf und nehmen die 30 Km bis Purni Bore unter die Räder.
    Auch in Purni Bore wurde nach Öl gebohrt,
    wobei reichlich Wasser aus dem großen Artesischen Becken zutage trat. Ein Paradies für alle Tiere der Wüste und für den Allrader, der von Osten kommt, erst recht.

    Auf dem schönen Campingplatz, den wir natürlich für uns alleine haben, hat man einen Verschlag mit einer richtigen Dusche gebaut, die wir gerne in Anspruch nehmen.

    Sauber und glücklich köpfen wir nun unsere durch die Wüste geschaukelte Flasche Sekt und drücken auf den Selbstauslöser, um unsere erfolgreiche Durchquerung zu dokumentieren.
    Wir genießen den herrlichen Abend in dieser Oase und hören Dingos und wilde Esel rufen.

    Ein großes Stück an Erfahrungen reicher und wie schon so oft, tief beeindruckt von diesem einmaligen Abenteuerspielplatz der sich Australia nennt, sind wir schon wieder in die Planung des nächsten Abenteuers vertieft.

     

    © Text: Claudia Janssen
    © Fotos: Tourism & Events Queensland; Tourism Australia; Tourism Northern Territory (Landkarte)

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